Mittwoch, 20. Dezember 2017

Rezension: Kälter als die Nacht - Josefina Rivera

© Bastei Lübbe
Kälter als die Nacht
| Josefina Rivera |

Verlag: Bastei Entertainment 2015
Seiten: 304 
ISBN: 9783732506293

MEINE BEWERTUNG 

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Schockierender Erfahrungsbericht

Als Josefina bei Gary Heidnik ins Auto steigt, weiß sie nicht, dass ihr Monate der Pein und des Schreckens bevorstehen. Denn sie hat sich einen psychopathischen Serienkiller als Freier ausgesucht, der sie daraufhin in seinem Keller gefangen hält.

„Kälter als die Nacht“ ist kein Thriller, kein Krimi, sondern schonungslose Realität. Josefina Rivera wurde tatsächlich vom mehrfachen Mörder Gary Heidnik entführt, der später in der Todeszelle gelandet ist.  

Josefina Rivera ist eines seiner Opfer, das ihm nach Monaten der Qual durch ihre Tapferkeit und Durchsetzungskraft entkam. 


Ausgerechnet vor Thanksgiving steigt die drogensüchtige Prostituierte bei einem Mann ins Auto ein. Statt der paar erhofften Dollar für ihren Drogenkonsum, wird sie von ihm in den Keller verfrachtet. Wenig später kommen weitere junge Frauen hinzu.


Rivera berichtet von den Wochen im Keller. Zuerst war sie allein, später hat sich Heidnik weitere Frauen ‚angeschafft‘. Schonungslos erläutert sie ihre Erlebnisse, die Schreckmomente und ihren eigenen Zwang, die Hoffnung nicht aufzugeben.


In diesem Buch hat Josefina Rivera nicht nur dieses Verbrechen sondern auch ihre eigene Geschichte verarbeitet. Sie erzählt, warum sie bei Adoptiveltern gelandet ist, wo sie eine liebevolle Erziehung genossen hat und sich trotzdem nicht vom Drogensumpf fern halten konnte. 


Außerdem berichtet sie von ihren eigenen Kinder, die ihr aufgrund ihrer Profession und Abhängigkeit entglitten sind. Wobei natürlich auch Heidnik einiges an Schuld daran zu tragen hat. 


Josefina Rivera ist eine starke Frau, die sich mit diesem Buch ihren Erinnerungen und ihrem Leben stellt. Besonders die Szenen im Keller haben mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Man merkt Josefinas Hilflosigkeit, fühlt sich mit ihr ausgeliefert und hat ständig vor Augen, dass es tatsächlich so geschehen ist. 


Außerdem rechnet Josefina mit der Presse ab. Nachdem Heidnik gefasst wurde, hat sich eine Pressemeute auf die überlebenden Opfer gestürzt und nahm besonders die farbige Prostituierte in Augenschein. Abstruse Behauptungen, erschütternde Schuldzuweisungen und entgleisende Spekulationen haben Josefinas Leben erneut aus der Bahn geworfen, womit sie mit diesem Buch wohl aufräumen will.


Sie veranschaulicht ihre guten und schlechten Seiten, geht auf ihren Drogenkonsum und ihr Dasein als Prostituierte ein, und zeigt den Medien, dass sie trotzdem ein Opfer und sicher keine Täterin ist. Allerdings ist mir genau dieser Teil etwas zu viel gewesen. Man merkt der Autorin ihre bemühten Rechtfertigungsversuche an, die sich mir persönlich etwas zu sehr gezogen haben. 


Gleichzeitig beschreibt sie Gary Heidniks Wesenszüge, seine berechnende Art und die brutale Vorgehensweise. Kein Hauch Menschlichkeit war laut diesem Bericht an ihm. Zudem hat sie seinen Opfern damit ein Andenken gesetzt, indem sie u.a. von Sarah erzählt, mit der sie trotz schrecklichster Umstände wunderbare Momente verbracht hatte. 


Meiner Meinung nach hat Josefina Rivera mit „Kälter als die Nacht“ einen schonungslosen Bericht über die Zeit in Heidniks Gewalt geschrieben und damit mit lüsternen Spekulationen über sich und die anderen Opfer aufgeräumt. Dieses Buch ist keinesfalls für schwache Nerven und sollte mit Bedacht gelesen werden!

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MEINE BEWERTUNG

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2 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,

    hui, als spannender Thrill sicher ein Genusss, aber wenn dies nach Tatsachen geschriebene Buch der Realität entspricht, dann würde man schon mit ganz anderen Augen lesen müssen.

    Dennoch, danke für die Empehlung.

    Liebe Grüße

    Anja

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    Antworten
    1. Hallo Anja,

      Josefinas Geschichte ist wirklich heftigt und wenn man dann immer dran denkt, dass das alles dieser Frau wirklich passiert ist ... Gänsehaut pur!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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