Samstag, 26. April 2014

Rezension: Narr - Gerd Schilddorfer


© Random House

Meine Bewertung ★★★☆☆


Short facts


Titel: Narr
Autor: Gerd Schilddorfer
Verlag: Heyne Verlag 2012
Seiten: 699
ISBN: 978-3-453-43602-2



Historische Wiener Schnitzeljagd


Als Georg Sina einen Abend mit seinem alten Professor verbringt, ahnt er nicht, wohin ihn dieser gesellige Abend führen wird: der alte Professor erhängt, österreichische Poltiker auf skurrilste und grausamste Weise ermordet und eine alte Geheimgesellschaft, die ihre Absichten in historischen Wurzeln der Kaiserzeit begründet.


Gemeinsam mit dem Reporter Paul Wagner kommt Georg Sina der Geheimgesellschaft auf die Schliche. Mysteriöse Hinweise, bezaubernde Frauen, alte Dokumente und die längst verstaubte Spuren des Fürsten Metternich pflastern ihren Weg, während sie selbst tödlichen Gefahren ausgesetzt sind.


Die Geschichte wird in sehr kurzen und temporeichen Kapiteln erzählt. Der Leser hangelt sich von Abschnitt zu Abschnitt und damit auch von Cliffhanger zu Cliffhanger. Obwohl hier durchgehend ein hoher Spannungsbogen gehalten wird, war mir dieser Erzählstil etwas zu rasant und stellenweise hätte ich es mir schon gemütlicher gewünscht.

Ständig wird die Perspektive gewechselt: mal begleitet man den Fürsten Metternich oder den Kaiser Ferdinand in der Vergangenheit, schon springt man in die Gegenwart zurück und spürt bei Wagners rasanten Motorradtouren den Fahrtwind im Gesicht. Spannung ist hier natürlich garantiert, allerdings bekommt man es mit so vielen Personen und Charakteren zutun, dass ich nur schlecht die Übersicht behalten konnte.


Obwohl die Charaktere ausnahmslos rund beschrieben sind, sind es doch Stereotypen und Traumvorstellungen, die sich in den Vordergrund drängen. Abgesehen von makellosen Frauen, gut verdienenden Journalisten und Professoren in renovierten Schlössern, wird man mit noblen Gangstern und gefährlich charmanten Spionen konfrontiert, die allzu bekannten Klischees entsprungen sind.


Trotzdem glänzen die Autoren mit einem besonderen Roman. Historische Fakten und Details sind liebevoll eingewebt, verbergen sich hinter Anspielungen und regen zum Nachdenken an. Sogar viele Ereignisse der Gegenwartsepisoden entsprechen einem wahren Hintergrund und werden durch geistreiche Theorien erklärt, die immer einen Bezug zur famosen Vergangenheit unseres alten Wiens haben.


Insgesamt betrachtet wurde mein Geschichtswissen auf spannend amüsante Weise aufgefrischt und ich habe mich trotz meiner Kritikpunkte gut unterhalten gefühlt.


Meiner Meinung nach werden geschichtlich Interessierte, Liebhaber der alten Kaiserstadt oder Freunde rasanter Schnitzeljagden im „Narr“ eine außergewöhnliche Lektüre finden.


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