Freitag, 25. September 2015

Rezension: Die Frau an der Schreibmaschine - Suzanne Rindell

© Random House

Meine Bewertung ★★★


SHORT FACTS

Titel: Die Frau an der Schreibmaschine
Autor: Suzanne Rindell
Verlag: btb 2015
Seiten: 384
ISBN: 9783442756322

 

Es ist nicht alles Gold, was glänzt.


New York in den Goldenen Zwanzigern. Es ist die Zeit der Prohibition und der Emanzipation, der Mauerblümchen und verruchten Damenwelt, der Prüderie und Mondscheinkneipen. Mitten in diesen aufgewühlten Tagen ist Rose eine einfache Schreibkraft, in einem Police Department und obwohl sie als junge Frau eher unter- als überschätzt wird, hat sie alle in der Hand.

Denn wenn Rose als Stenotypistin Augenzeugenberichte und Geständnisse zu Papier bringt, liegt es allein an ihrer Professionalität, immer der Wahrheit zu entsprechen. Bisher hat sie als Mauerblümchen geflissentlich ihren Dienst verrichtet, bis zu dem Tag, an dem Odalie, eine neue Kollegin, durch die Tür schreitet und ihr die verruchte Seite des Lebens näherbringt.

Anfangs hatte ich gedacht, dass es sich hier um eine Art Kriminalroman handelt, in dem eine Stenotypistin ihre Berichte fälscht. Zwar sind auch solche Ereignisse von Belang, aber vor allem stehen Rose und Odalie im Vordergrund.

Rose ist von Beginn an von Odalie fasziniert. Odalie ist das typische Mädchen der Zwanzigerjahre. Immer schick gekleidet, mit einer Zigarette in der Hand und die Haare zu einem Bob geschnitten, der ihr einen umwerfenden Charme verleiht, den sie auszuspielen weiß. Rasch freunden sich die beiden Frauen an und Rose tritt ein, in eine Welt, vor der sie bisher die Augen verschlossen hat: ausgelassene Partys in Flüsterkneipen, tanzen bis der Morgen kommt und aufreizende Kleider, die nicht einmal die Knie bedecken - schnell findet sie Gefallen daran, gemeinsam mit Odalie diese Welt zu entdecken.

Gleichzeitig hat man es in dieser Geschichte mit unheimlichen Verwicklungen zutun, weil man nicht so genau weiß, welches Spiel die Frauen gegenseitig mit sich spielen. Zwar erfährt man die Ereignisse von Rose aus erster Hand, allerdings ist man sich nie wirklich sicher, ob sie tatsächlich die Wahrheit sagt oder ob die junge Frau den Leser und sich selbst von ihren Lügen überzeugen will.

Interessant monoton berichtet Rose von den Ereignissen, schickt den Leser auf Irrwege und weiß immer wieder zu überraschen, was eine unheimliche Faszination ausströmt und mich gespannt Roses Schilderung verfolgen ließ. Denn nach und nach sieht Rose ein, dass die glanzvolle Odalie keinen guten Einfluss auf sie hat. Oder ist es genau umgekehrt?

Der Rahmen der Goldenen Zwanziger in New York ist perfekt in Szene gesetzt. Man erhält einen Blick auf das Singleleben junger Frauen, auf die ausschweifenden Nächte und prüden Abende, auf die wunderliche Etikette und bizarr anmutenden Verstöße dagegen und auf zwei junge Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten und sich gegenseitig finden, um sich gegeneinander auszuspielen.

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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.


9 Kommentare:

  1. Oh, danke für deine tolle Besprechung. Das Buch hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm, doch scheint genau meinem Beuteschema zu entsprechen. Ich lieeeebbbee die 20er und 30er.
    Liebe Grüße
    Mareike

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    1. Hallo Mareike,

      wenn du die Goldenen Zwanziger magst, dann ist es genau richtig für dich!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Das Cover ist ja schon einfach mal klasse, fällt gut auf! Und ja, die 1920er Jahre finde ich auch irgendwie fasznierend, besonders in Film und Literatur wird das ja immer so schön inszeniert, wirkt immer wie eine andere Welt. Nach dem Buch muss ich mal Ausschau halten!

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    1. Ja, das Cover hat eindeutig etwas, aber auch die Geschichte ist richtig gut. Stimmt, es wirkt wie eine andere Welt und trotzdem denke ich mir immer, dass es der unseren gar nicht so unähnlich ist. Sie hatten damals schon Autos, Straßenbahnen, Telefone, ... usw., dabei ist es eigentlich schon ewig her.

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  3. Huhu, das klingt sehr gut. Mir ist das Buch ja auch schon ins Auge gesprungen, als ich die Vorschau von btb durchgeschaut habe. Ach mist das ich eigentlich durchziehen will, kein Buch mehr zu kaufen in diesem Jahr..aber ich hab ja zwei Joker, ich glaube, für das Buch werde ich wohl einen einsetzen :D

    glg Franzi

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    1. Hallo Franzi,

      du bist ja tapfer, wenn du bis Jahresende kein Buch mehr kaufen willst. Respekt. Ich muss mich jetzt auch mal zügeln, sonst ist da ein böses Ende in à la vom-SuB-erschlagen in Sicht.

      Krimi darfst du dir bei "Die Frau an der Schreibmaschine" keinen erwarten, aber die Zwanziger sind tatsächlich perfekt in Szene gesetzt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Jaa, ich bin gespannt ob ich es durchhalte :D. Das Bröselchen hat die Idee gehabt, und ich wollts mal versuchen bei mehr als 100 ungelesenen Büchern könnt ich sogar auch nächstes Jahr noch ein Buchkaufverbot haben :D.

      Das ist perfekt, ich mag Bücher, die in dieser Zeit spielen irgendwie sehr zur Zeit.

      glg Franzi

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  4. Hallo

    ich hänge seit Wochen an diesem Buch und komme irgendwie nicht weiter. Wahrscheinlich liegt es (wie du erwähnst) daran, wie monoton Rose alles erzählt. Ich versuch mich weiterhin durchzubeißen, aber das Buch ist wirklich ein starkes Stück Arbeit.

    lg
    Nadine

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    1. Hallo Nadine,

      ist es wirklich so schlimm? Ja, ich fand Roses Art zu erzählen sehr monoton und trotzdem interessant. Vielleicht auch, weil ich die 20er an sich recht spannend finde. Das Ende hat mich etwas überrascht ...

      Liebe Grüße,
      Nicole

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